Die Flutkatastrophe, bei der in Teilen Nordrhein-Westfalens zahlreiche Menschen ihr Leben verloren und vielerorts Gebäude, Infrastruktur sowie Existenzen zerstört wurden, liegt nun ein Jahr zurück. Das Projekt KAHR begleitet den (Wieder-)Aufbauprozess und leistet einen wissenschaftlichen Beitrag zum Hochwasserrisikomanagement nach der Flutkatastrophe, um betroffene Regionen resilienter zu gestalten. In diesem Zusammenhang wurden „10 Empfehlungen aus Sicht der Wissenschaft zum Thema Wiederaufbau und Zukunftsfähigkeit der flutbetroffenen Regionen“ veröffentlicht, die Zahlreiche Wissenschaftler*innen unterzeichnet haben, darunter auch die Projektleitung der „Kommanalberatung Klimafolgenanpassung NRW“ am Difu.
10 Empfehlungen aus Sicht der Wissenschaft
1. Der Wiederaufbau nach dem Hochwasserereignis 2021 bietet auch eine Chance, einen strategischen Transformationsprozess einzuleiten und die Katastrophenresilienz zu stärken.
2. Alle Potenziale der Hochwassermodellierung und Risikoanalyse sollten zur Planung von Schutzstrategien sowie zur Vorbereitung und Warnung Betroffener ausgeschöpft werden.
3. Mehr Raum für den Fluss ist wichtig, dies bedeutet aber nicht nur Siedlungsrückzug – sondern auch angepasste Landnutzungen.
4. Brücken müssen in Zukunft in der Betrachtung von Hochwassergefahren stärker berücksichtigt werden. Brücken können bei Hochwasserereignissen die Überflutungsgefahr deutlich erhöhen.
5. Die Frühwarnung vor Hochwasserereignissen ist zu stärken.
6. Die Signalfunktion von Plänen und Planungen muss gestärkt werden. Starkregengefahren- und Risikokarten müssen öffentlich zugänglich sein.
7. Hochwasser- und klimaresilientes Planen und Bauen muss auf allen Ebenen der räumlichen Planung integriert werden und alle Facetten der Klimawandelauswirkungen berücksichtigen.
8. Ein nachhaltiger Wiederaufbau gelingt, wenn Akteure Formen der Zusammenarbeit etablieren und interkommunal zusammenarbeiten. Fördermittel sollten diese Zusammenarbeit stärken.
9. Intensive Vorbereitung des Katastrophenschutzes und der Wasserwirtschaft auf seltene Hochwasser- und Starkregenereignisse verbessert die Bewältigung dieser Ereignisse.
10. Neue Schutzstandards und Schutzziele für kritische und sensible Infrastrukturen müssen definiert und das Bewusstsein für ein unvermeidbares Restrisiko muss gestärkt werden.
Die Autoren weisen darauf hin, dass es mit Blick auf die „10 Empfehlungen“ in Zukunft weiterer Forschung und Schärfung bedarf. Unbeschadet dessen zeigen sie Handlungsbedarfe für unterschiedliche Akteure im Wiederaufbau und der Entwicklung und Klimaanpassung von Regionen auf. Auch Handlungsbedarfe auf Bundesebene werden sichtbar.
Eine ausführlichere Darstellung der Empfehlungen bietet die Homepage des Projekts „KAHR“