Neuer Klimabericht NRW: Folgen des Klimawandels und Fortschritte bei der Vorsorge

Der neue „Klimabericht NRW 2021: Klimawandel und seine Folgen – Ergebnisse aus dem Klimafolgen- und Anpassungsmonitoring“ beschreibt anhand von 79 Indikatoren die Entwicklung des Klimas in den zurückliegenden 140 Jahren sowie die Folgen des Klimawandels für Umwelt und Gesellschaft. Das erweiterte Indikatoren-Set betrachtet dabei erstmals auch Auswirkungen auf die Wirtschaft, Stadtentwicklung und die menschliche Gesundheit.

„Der neue Klimabericht zeigt deutlich: Der Klimawandel ist spürbar und nachweisbar – und das in allen Umwelt-, Wirtschafts- und Lebensbereichen. Wetterextreme werden häufiger und intensiver. Die Dürrejahre 2018 bis 2020 und die Flutkatastrophe in diesem Sommer haben gezeigt, mit welcher Wucht sie uns treffen können. Darauf müssen wir uns auf allen Ebenen vorbereiten. Mit dem Klimaanpassungsgesetz haben wir hierfür wichtige Weichen gestellt und sind damit bundesweit Vorreiter. Diesen erfolgreichen Weg müssen wir nun gemeinsam fortsetzen, um unser Land klimafest in die Zukunft zu führen. Der Klimabericht und die darin präsentierten Monitoring-Ergebnisse dienen uns dabei als wichtige Grundlage“, so Ursula Heinen-Esser, Umweltministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, bei der Vorstellung des Berichtes.

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Spürbare Klimawandel-Folgen und Fortschritte bei der Vorsorge

Erstmalig wurde 2010 mit dem LANUV-Fachbericht „Klima und Klimawandel in Nordrhein-Westfalen – Daten und Hintergründe“ eine solide Datengrundlage veröffentlicht. Seitdem sind in verstärktem Maße extreme Wetterereignisse zu beobachten. Den beschleunigten Anstieg der Temperatur schätzt Dr. Thomas Delschen, Präsident des LANUV, als besorgniserregend ein. Laut Klimabericht war 2020 das wärmste Jahr in Nordrhein-Westfalen seit Messbeginn. 13 der vergangenen 20 Jahre zählten zu den wärmsten Jahren seit Aufzeichnungsbeginn.

Ebenfalls evident ist die Abnahme der Zahl der Frost- und Eistage, während Sommer- und Hitzetage sowie Tropennächte immer häufiger auftraten. Im Jahr 2018 wurden an einer innerstädtischen Messstation in Köln 37 Tropennächte gemessen. Aktuell ist bereits jeder dritte Nordrhein-Westfale von Hitze betroffen, zukünftig wird dieser Anteil deutlich steigen. Die steigende Lufttemperatur hat zudem eine Verschiebung der phänologischen Jahreszeiten zur Folge: Frühling, Sommer und Herbst beginnen früher, während der phänologische Winter erst später startet. Kälteliebende Pflanzen leiden unter diesen Bedingungen. Bereits heute nehmen ihre Populationen deutlich ab, wohingegen die Populationen von wärmeliebenden invasiven Arten zunehmen.

Den Indikatorenkatalog hat das LANUV stark ausgebaut. Insgesamt 79 werden im Bericht beschrieben. Diese betrachten nicht nur die Folgen des Klimawandels, sondern erstmals auch die Anpassung an den Klimawandel. Es zeige sich, dass beispielsweise die Zahl der Klimaanpassungskonzepte zunimmt und nun etwa ein Sechstel der Kommunen und jeder fünfte Kreis in Nordrhein-Westfalen über ein Klimaanpassungskonzept verfügen. Auch die Nutzung der Fachinformationssysteme zur Klimaanpassung nehme laut LANUV stark zu, wie etwa das Gründachkataster und die Klimaanalyse NRW.

Weitere Ergebnisse des Klimaberichtes:

Die Niederschlagsmengen haben sich seit Aufzeichnungsbeginn leicht erhöht. Wird jedoch nur der Zeitraum der letzten 30 Jahre betrachtet, ist ein deutlicher Rückgang ersichtlich. Diesem Rückgang steht wiederum eine Zunahme von Starkregenereignissen gegenüber.

Für die verschiedenen Jahreszeiten ist mehrheitlich keine deutliche Niederschlagsänderung nachweisbar, eine Ausnahme bildet der Winter mit zunehmenden Niederschlägen. Durch die steigenden Temperaturen findet mehr Verdunstung statt, was die klimatische Wasserbilanz negativ beeinflusst. Diese lag für das Jahr 2018 erstmals sein Messbeginn im negativen Bereich.

Im Katastrophenschutz wird eine große Anzahl der Einsätze durch Wasser- und Sturmschäden ausgelöst. In Extremjahren wie 2014, 2018 und 2021 steigen Einsätze von Feuerwehr und THW deutlich an. Dies trifft auch auf die Anzahl von Vegetationsbränden zu, deren Zahl in den trockenen und heißen Jahren 2018 bis 2020 besonders hoch war. Mit Blick auf die Energiewirtschaft können Extremwetterereignisse die sonst sehr sichere Stromversorgung unterbrechen. Zudem können Dürre, Hitze, Starkregen und Sturm die Stromproduktion in thermischen Kraftwerken vermindern. So stieg beispielsweise die Zahl der witterungsbedingten Stromminderproduktion in den vergangenen Jahren an.

Zum Klimabericht NRW 2021
Zur Pressemitteilung des Umweltministeriums NRW