Der Zustand der Umwelt in Nordrhein-Westfalen hat sich in vielen Bereichen verbessert, in anderen Bereichen ist er weiterhin besorgniserregend. Dies dokumentiert der vom Umweltministerium vorgelegte Umweltzustandsbericht Nordrhein-Westfalen 2020. Zu den positiven Entwicklungen zählen, dass sich die Luftqualität in Nordrhein-Westfalen verbessert hat, deutlich weniger Treibhausgase ausgestoßen werden sowie die Flächenanteile für den Naturschutz und die ökologische Landwirtschaft zunehmen. Anlass zur Sorge bieten unter anderem der schlechte Zustand unserer Wälder und der nach wie vor zu hohe Flächenverbrauch. Deutlich macht der Bericht zudem: Die Klimaänderungen sind bereits deutlich spürbar. So beginnt die Apfelblüte bereits 17 Tage früher als im Jahr 1951.

„Es ist erfreulich, dass sich der Zustand unserer Umwelt in wichtigen Bereichen teils deutlich verbessert hat. Aber auf dem Erreichtem dürfen wir uns nicht ausruhen, wir sind noch lange nicht am Ziel. Teile unserer Böden, unseres Wassers und unserer Luft stehen immer noch unter Stress. Umwelt-, Klima- und Naturschutz werden daher auch zukünftig die Leitplanken unseres Handelns sein, die es parallel weiter gesamtgesellschaftlich zu verankern gilt. Das Ziel ist, unsere Lebensgrundlagen zu sichern, biologische Vielfalt zu stärken und dem Klimawandel entgegen zu wirken. Der Umweltzustandsbericht zeigt uns dabei, wo wir stehen und welche Aufgaben wir noch vor uns haben“, kommentiert Umweltministerin Ursula Heinen-Esser den Bericht.
Ziel der Landesregierung ist es, die Widerstandsfähigkeit von Umwelt und Natur insbesondere auch gegen die negativen Folgen des Klimawandels zu erhöhen. Die im September 2020 verabschiedete Nachhaltigkeitsstrategie 2030, das neue Klimaanpassungsgesetz, der für Herbst 2021 geplante Naturschutzbericht, das Waldbau- und Wiederbewaldungskonzept und weitere Initiativen legen dafür die Grundlagen.
„Der Umweltzustandsbericht bündelt die zentralen Erkenntnisse aus vielfältigen Monitoring- und Forschungsarbeiten rund um unsere Umwelt in Nordrhein-Westfalen“, erklärte Dr. Thomas Delschen, Präsident des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen. „Klima, Energie- und Abfallfragen werden dabei ebenso betrachtet wie gesundheitliche Aspekte, die Belastung unserer Böden und Gewässer oder die Entwicklung der Natur und der Artenvielfalt. Unsere Daten und Indikatoren sprechen dabei eine deutliche Sprache und unterstreichen, was wir vielfach spüren und erleben: Wir müssen Fehler der zurückliegenden Jahrzehnte korrigieren und konsequenter unsere Lebensgewohnheiten nachhaltiger ausrichten. Sonst werden wir einen hohen Preis zahlen müssen für Folgen des Klimawandels und eine nicht intakte Umwelt“, betonte Dr. Delschen.
Beispiel Klimawandel und Treibhausgase
Der Klimawandel ist auch in Nordrhein-Westfalen längst angekommen. Eine Trendberechnung über den Zeitraum 1881 bis 2020 ergibt einen signifikanten Anstieg der Jahresmitteltemperatur von 1,7 Grad Celsius. Die Anzahl heißer Tage pro Jahr, an denen 30 Grad Celsius überschritten werden, hat sich im 30-Jahreszeitraum 1990 bis 2019 gegenüber 1891 bis 1920 auf 8 Tage mehr als verdoppelt. In den Dürrejahren 2018 und 2019 gab es sogar 17 bzw. 16 heiße Tage in Nordrhein-Westfalen. Mit der Novelle des Klimaschutzgesetzes setzt sich die Landesregierung das Ziel, bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral zu wirtschaften. Ebenso bedeutsam wie der Klimaschutz ist die Klimaanpassung. Hier setzt die Landesregierung mit einem ersten eigenständigen Klimaanpassungsgesetz einen starken Akzent: künftig müssen zum Beispiel bei allen kommunalen Planungen Maßnahmen zur Klimaanpassung, wie unversiegelte Versickerungsflächen für Starkregen oder ein Netzwerk aus Grünflächen, mitgedacht werden.
Beispiel Wald
Stürme, Dürre und ein massiver Borkenkäferfraß haben die Wälder in Nordrhein-Westfalen bis hinauf in die Mittelgebirgslagen schwer geschädigt. Zur Schadensbewältigung und Wiederbewaldung hat die Landesregierung die Förderungen erheblich aufgestockt, Sondermittel bereitgestellt und Fachkonzepte entwickelt. Betrug die forstliche Förderung in Nordrhein-Westfalen 2018 noch gut 4 Millionen Euro, hat sich diese im Jahr 2020 auf über 57 Millionen Euro vervielfacht. Im Jahr 2021 ist eine weitere Aufstockung auf über 75 Millionen Euro vorgesehen. Ein neues Waldbaukonzept legt die Grundlage für die Entwicklung artenreicher und resilienter Laubmischwälder. Ziel ist ein multifunktionaler, klimastabiler Wald, der dem Schutz des Bodens, des (Grund-)Wassers, der Artenvielfalt und der Kohlendioxid-Fixierung genauso dient wie der Naherholung und der Sicherung einer nachhaltigen Forstwirtschaft.
Beispiel Artenvielfalt
Zusammen mit dem Klimawandel stellt der Verlust der biologischen Vielfalt die gegenwärtig größte ökologische, aber auch ökonomische Bedrohung dar. Der Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ bewertet anhand von rund 60 charakteristischen Brutvogelarten den Zustand der vier Lebensraumtypen Wälder, Agrarland, Siedlungen und Gewässer. Positive Entwicklungen sind in den Wald- und Siedlungsbereichen zu verzeichnen. Diese gilt es zu verstetigen und auch in den anderen Lebensräumen eine Trendwende zu erzielen.
Dort, wo die Ursachen bekannt sind, hat die Landesregierung bereits umfangreiche Maßnahmen ergriffen. Ein wichtiger Baustein ist die Förderung von Agrarumwelt- und Vertragsnaturschutz-Maßnahmen. Darüber hinaus hat die Landesregierung beschlossen, die Arbeit der Biologischen Stationen, die Biodiversitätsberatung der Landwirtschaftskammer sowie das Projekt Leitbetriebe Biodiversität zu verstetigen und zu verstärken. Zur Ursachenforschung und Verbesserung des Insektenschutzes erfolgt zudem der Aufbau eines landesweiten Insektenmonitorings. Im Rahmen des neuen Bewirtschaftungsplan für die Flussgebiete Rhein, Weser, Ems und Maas sind in den nächsten Jahren über 10.000 Maßnahmen geplant, um die Qualität der Gewässer in Nordrhein-Westfalen weiter zu verbessern.
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